Start 12. Dezember, 2021

Re: Ich glaube, ich bin nicht bereit

Reflektion zu Gedanken zu Beziehungen

Im Juni 2021 verfasste ich einen Text über Beziehungen und meine Kritik daran, dass viele Menschen, die sich in einer solchen befinden, oder gerade dabei sind, sich auf den Weg in eine zu machen, oft (viele) andere Menschen vernachlässigen. Wie ich selber nun lernen durfte, ist das ein normaler Prozess.

Ironischerweise erinnere ich mich noch an einige Unter­haltungen, in denen ich naiver Weise von mir behauptete, dass ich ja niemals so sein würde. Wie könnte ich nur. Meine besten Freunde vernach­lässigen, weil ich meine bessere Hälfte gefunden habe? Un­glaub­lich sowas auch nur im Bereich des Möglichen zu sehen. Okay, reicht mit Ironie.


Damit will ich sagen: Es kann passieren, ist man sich auch noch so sicher. Und ja, ich bin damit einigen meiner Freunde auf die imaginäre Krawatte getreten. Und ja, ich weiß es jetzt besser. Allem liegt natürlich eine offene und transparente Kommunika­tion zugrunde, mit der man alles überwältigen kann. Ergreift einen der Wirbelwind der Liebe und man redet kontinuier­lich von dem einen Menschen, ist es nahezu unmöglich davon loszukommen.

Ich bin mir sicher, im Verlaufe des Lebens gewöhnt man sich selber und bei allen Lebens­gefährt:innen daran. Für mich war es neu und für viele meine Freundys auch.


Dass es sich gelohnt hat, all das durchzumachen, bezweifle ich in keinster Weise. Nicht nur hat es mich mit den aussenstehenden Menschen wieder näher zusammen­gebracht, als wir darüber sprachen, sondern auch innerlich hat es mir geholfen, einige Türen zu schließen und Haken hinter mitgeschliffene Gedanken zu setzen.

Dennoch will ich meine These und ausformulierten Sorgen nicht komplett verwerfen. Die Punkte sind weiterhin valide – verlässt man die anfängliche ahh-ich-bin-bis-in-die-Haarspitzen-verknallt-Phase, ist es nämlich sehr wohl wichtig, auch Zeit mit anderen Menschen außerhalb der Beziehung zu verbringen. Natürlich auch mit Partner:in, wenn’s passt.

Ich hatte Angst, dass mein Leben aus allen Rahmen fällt, stände plötzlich dieser Mensch vor mir. Total irrational. Meine Planung und alltäglichen Abläufe habe ich noch immer mindestens genau so im Griff wie davor. Die Partnerschaft hilft mir sogar noch mehr Pausen zu machen und nicht auch noch das Wochenende den ganzen Tag am Schreibtisch zu verbringen.

[…] aber wenn es im eignen Leben nichts anderes, als den:die Partner:in mehr gibt, sollte man vielleicht mal etwas raus zoomen und einiges vorsichtig hinterfragen. Und dann offen ins Gespräch gehen.

Amen. Geht man den Bund der Treue und Zuneigung ein, macht einen das nicht zu ein und der selben Person. Ich bin der Meinung, dass es in jeder gesunden Beziehung immer noch ein „Du“ und „Ich“ gibt – nicht nur das „Wir“.


Das wollte ich alles einfach mal kurz aufräumen und geradebiegen. Ein gutes Exempel für das Trial and Error Prinzip. Fehler machen ist gut, solange man daraus etwas lernt. So, wie die Stadt Hamburg vielleicht irgendwann lernt, dass es nicht sonderlich gewitzt ist, die U3 zwischen Hauptbahnhof und Baumwall für bereits gefühlte drei Jahre zu schließen.

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