Start 25. November, 2022

Wellen

30 Zentimeter vielleicht, mehr nicht. Ich sitze im Schneidersitz auf dem Bett, er liegt vor mir, eingeschlafen. Gelegentlich ein Zucken. „Vielleicht ein Alptraum“, dachte ich. Die goldenen Locken leuchten mir entgegen, in diesem leicht beleuchteten Schlafzimmer irgendwo im exotischen Nichts.

Es ist 5.20 Uhr, zu spät, um zu schlafen, zu früh, um wach zu sein. Draußen wird es schon wieder hell. Im Hintergrund läuft „FALLIN“ von CRO. Fallen tue ich auch grade, irgendwo zwischen siebtem Himmel und dem Boden, den ich bald mit einem dumpfen Schlag erreichen werde.

Wie gerne ich ihn jetzt umarmen würde, leicht durch die Haare wuscheln und den Rücken streicheln – einfach irgendwas, um ihm zu zeigen, wie sehr ich es mag, in seiner Nähe zu sein.

„I like me better when I’m with you“ trifft es ganz gut, denke ich, als der Song wechselt. Ich bin fast immer ich selbst, aber nur selten lasse ich die ganz besonderen Seiten heraus. Vielleicht nur mit besonderen Menschen. Vielleicht nur mit Menschen, für die keine Worte meine Wertschätzung ausdrücken können.


Gestern Abend waren wir noch im Meer, Schwimmen, gegenseitiges Untertauchen, Wellenreiten und zwischendurch immer lautes Lachen wegen schlechter Witze und versauten Metaphern des Meeres und alles andere zwischendrin – was uns das Wasser eben so in den Kopf spült.

Dann eine lange Umarmung. Er zittert, uns beiden ist kalt, aber aus dem Wasser zu gehen würde es nicht besser machen. Also klammern wir uns an den anderen und versuchen mit aller Mühe die Kälte aus den Körpern zu drücken.

Die Augen brennen so voller Salz. Das kannte ich sonst nur vom Weinen, aber danach war mir ganz und gar nicht zumute. Höchstens vor Freude; Auch der Mond war bereits untergegangen und beim Rumdümpeln auf dem Rücken konnte man die unzähligen Sterne beobachten.

Vermutlich habe ich so viele Gedanken wie Sterne in dieser Nacht an dich gedacht, keiner davon hat mich mehr beruhigt als der, der mich daran erinnerte, was für einen großartigen Freund ich mit dir habe. Danke, dass du da bist und dir keine Welle mit mir zu groß ist.

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